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Willkommen bei den schönen Büchern


WAS WIR LESENNicole_quer_weißer Rand - Kopie.jpg
Sprachverwirrung? Sprachwissen!

Der Urknall unserer Sprache lässt uns einmal mehr nachvollziehen, dass fast die Hälfte der derzeitigen Bevölkerung, die eine Sprache der indoeuropäischen Sprachfamilie spricht, gemeinsame Wurzeln hat. Laura Spinney nimmt uns auf spannende Weise auf die Migrationsrouten unserer Vorfahren mit, auf Pfade durch Steppen, entlang der Flüsse und über Gebirgszüge. Immer wieder gab es dabei neue Begegnungen und es wurden Kulturtechniken, Erfahrungen, Genetik und eben auch Sprache ausgetauscht. Manche Sprachen sind infolgedessen verschwunden, andere wurden durch Lehnwörter bereichert und haben sich weiterentwickelt.

Die neuen sprachwissenschaftlichen Erkenntnisse beruhen auf archäologischem Wissen in Kombination mit den neuesten Entwicklungen der Paläogenetik. Die Entschlüsselung alter DNA trug entscheidend dazu bei, historische Migration und daraus resultierende Sprachveränderung aus vorschriftlicher Zeit zu verstehen. Und Laura Spinney zeigt, wie sich Sprache auf natürliche Weise ständig verändert, wie sie Einflüsse und Ereignisse aufnimmt und sich anpasst. Einzigartigkeit von Nationen und daraus scheinbar notwendige Abgrenzungen werden wissenschaftlich fundiert relativiert.

Nicole Duplois versucht, sich noch mehr Zeit fürs Lesen freizuhalten, und wirkt in der Herstellungsabteilung an verschiedenen Ecken und Enden mit.

WAS WIR LESENAnna_quer_weißer Rand.jpg
Lebensgefühl einer jungen Generation – zwischen Freiheit und Diktatur

Einen Tag lang begleiten wir die zauberhafte Teddy und den auf seine ganz eigene Art und Weise ebenfalls sympathischen Raimund durch das Paris der 1930er Jahre.

Wir entdecken exotische Restaurants, spazieren durch den Louvre, scherzen und diskutieren mit Studenten aus aller Welt und tauchen tief ein in die lebendige und weltoffene Atmosphäre dieser Stadt.

Gleichzeitig liegt über all diesen Eindrücken eine subtil wahrzunehmende Schwere, denn am Abend muss Raimund in den Nachtzug zurück nach Berlin und Teddy wird in Paris bleiben. Die Gründe, warum sie dauerhaft in Paris bleiben möchte und ein Leben in Berlin für sie keine Option mehr ist bleiben vage, bekommen aber dadurch, dass wir als Leser wissen welche politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sich für Europa noch ergeben werden ein ganz anderes Gewicht.

Die Ahnung des Abschieds zieht sich durch diesen Tag in Paris und liegt über allen Gesprächen. Man merkt, dass sich diese nicht nur konkret auf Teddy und Raimund bezieht, sondern auch auf die sorglose, tolerante Atmosphäre, in der sie leben. Für mich persönlich schimmerten hier auch immer wieder Parallelen zur heutigen Zeit durch.

Dieses Buch ist ein großes Lesevergnügen für Jung und Alt, insbesondere für alle, die Freude an der feinen Beobachtungsgabe des Autors haben und einem Stil der leisen Zwischentöne, die einen selbst nachdenken lassen.

 

Anna Rodziewicz steht als gelernte Buchhändlerin im Kundenservice mit Rat und Tat zur Verfügung. Sie liest sich am liebsten durch die Literatur aller Länder dieser Welt von A-Z – insbesondere der weniger bekannten – und hat gleichzeitig ein Faible für deutsche Klassiker.

WAS WIR LESENPascal_quer_weißer Rand.jpg
Wie Jakob Hein mit seinem verwegenen Humor bei mir beinahe einen Schluckauf auslöste

Ich weiß ehrlich nicht, wann ich das letzte Mal einen Roman so inhaliert habe. Und das hat per se erstmal nichts mit dem Cannabis-Plot zu tun – Jakob Hein macht einfach unheimlich viel Spaß. Punkt. Der pointierte, schlagfertige Humor und das simple Geradeaus der Figuren haben mich direkt zu Beginn gekriegt. So wirken selbst die großen Staatsmänner immer auch ein bisschen windig und auch die Bürokraten bekommen hier definitiv ihr Fett weg.

Als ich dann noch das Glück hatte, den Autor bei einer Lesung erleben zu können, wusste ich sofort, dieser Mann, und kein anderer, hat das Buch geschrieben. – Hein spielt die Figuren mit viel Esprit und ist ein toller Leser.

Möchten Sie also etwas Flottes, mit viel Witz, voll von liebenswürdigen Hallodris oder Sie lesen sich einfach gern in die frühen 80er hinein, dann empfehle ich Ihnen Jakob Hein und seinen Grischa wärmstens!

Pascal Wandke unterstützt als Assistent den Geschäftsführer. Er liebt Bücher, kann sich aber nicht entscheiden, ob nun eher den Inhalt oder die Gestaltung. – „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust […].“ 

WAS WIR LESENMaria_quer_weißer Rand.jpg
Von Leichen und Blumen

Christine Wunnicke legt mit Wachs einen historischen Roman vor, der trotz seiner Kürze voller Leben steckt. Auf weniger als zweihundert Seiten präsentiert sie zwei Versionen von Paris: vor und nach der Französischen Revolution 1789. Atmosphärisch und sprachlich ausgefeilt lässt sie diese beiden Realitäten aufeinanderprallen. Im Fokus stehen dabei immer ihre beiden Protagonistinnen: Zwei Frauen, die ihren Weg suchen, sich in einer Männerwelt behaupten und gemeinsam lieben und leben. Wunnicke verwebt Realität und Fiktion, lässt historische Persönlichkeiten auftreten und bringt ihren Leser:innen anhand der Schicksale dieser außergewöhnlichen Frauen das Paris des 18. Jahrhunderts ganz nah. Wachs ist ein Roman voller Witz, der gleichzeitig die Geschichte aus weiblicher Perspektive erzählt und verlorene Frauenstimmen aus der Vergangenheit wieder zum Leben erweckt. 

Maria Voßhagen arbeitet als Werkstudentin im Digitalteam der Büchergilde und befindet sich gerade in den letzten Zügen ihres Masterstudiums in Deutscher Literatur.