Von Undercover-Aperitivos und Wildem Brokkoli


1 stylishe Box, 5 anregende Küchen-Genres, 140 farbenprächtige Karten: Die Rezeptbox BÜCHERGILDE À LA CARTE bringt die Welt in Ihre Küche. Gemeinsam mit der Büchergilde entwickelte die Frankfurter Gastronomin Badia Ouahi eine exklusive Rezept-Sammlung in einzigartigem Look. Im Gespräch erzählt sie von ihrem Handwerk und der Freude am gemeinsamen Essen.

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Dein Restaurant – das BADIAS in der Frankfurter SCHIRN Kunsthalle – liegt nur drei Gehminuten von den Verlagsräumen der Büchergilde entfernt. Wie war es für dich, als ich mit der Idee und den ersten Unterlagen zur Rezeptbox einfach bei dir auf der Restaurantterrasse stand und dich für das Projekt BÜCHERGILDE À LA CARTE anfragte?

Ich war ehrlich gesagt sehr überrascht, auch gerührt. Es war eine sehr nette zwischenmenschliche Begegnung – und es hat gleich harmoniert. Ohne zu wissen, was mich eigentlich erwartet, habe ich also einfach spontan „ja“ gesagt, und es fühlte sich gut an.

 

Es hat mich total gefreut – aber wieso hast du sofort „ja“ zu diesem Projekt gesagt? (lacht)

Ihr seid ein kleiner Verlag, außerdem für mich auch lokal, das hat mich angesprochen. Durch die Pandemie hat die Bedeutung von Regionalität und der eigenen Stadt stark zugenommen, Nähe und Nachbarschaft schätzen wir nun viel mehr. Ihr seid meine Nachbarn, das gefällt mir – so möchte ich arbeiten.

 

Hast du in der Vergangenheit schon einmal ein Kochbuch o. Ä. veröffentlicht?

Ich habe Rezepte in Zeitschriften wie dem FAZ Magazin veröffentlicht, viele natürlich auch auf meinem Instagram-Kanal geteilt oder bei diversen Live-Cookings vorgestellt. Aber die Rezeptbox ist mein erstes richtig großes Projekt dieser Art.

 

Was verbindest du mit Rezeptboxen? Hattest du schon mal eine in deiner Küche stehen?

Kennst du noch diese Rezeptkarten des SZ-Magazins? Du weißt nicht, wie lange das her ist … (lacht) Uralt sind sie, aber eigentlich das einzige Vorbild, das ich dafür im Kopf habe. Ich habe immer gern damit gekocht: Die Haptik der Karten und dass man die Rezepte „in die Hand“ nehmen konnte, das mochte ich wirklich gern.

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In der Rezeptbox BÜCHERGILDE À LA CARTE gibt es keine Food-Fotografie – Visual Artist Anton Ohlow aus Berlin hat deine Rezepte illustriert. Mit welchen Augen schaust du auf seine Bilder?

Antons Illustrationen gefallen mir sehr. Sie sind so fantasievoll, erheiternd und haben etwas ganz Freies, Kreatives … eigentlich finde ich sie richtig süß (lacht). Unabhängig davon, wo du herkommst, fühlst du dich direkt von ihnen angesprochen. Sie geben meinen Rezepten eine herrliche Leichtigkeit und bringen dabei alles auf einen Punkt, ganz präzise – nie zu viel, nie zu wenig (wie ein gutes Rezept!).

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Was erwartet uns in der Box – wie würdest du deine Küche beschreiben?

Es ist eine Box mit kulinarischen Beiträgen aus aller Welt, ganz bunt und international, wie auch die Küche im BADIAS. Als Gastronomin habe ich es sehr genossen, dass ich für die Rezepte der Box Traditionelles und Modernes, Altes und Neues ganz frei kombinieren konnte.

 

An welche Personen richtet sich die Rezeptsammlung?

An alle von 0 bis 99! Ich denke, hier finden sich für sehr viele Menschen Anknüpfungspunkte: Es gibt Einfaches, Raffiniertes, Vegetarisches, Veganes, Modernes und Traditionelles. Die Rezepte liefern Ideen für Familien, die einfach mal etwas anderes kochen möchten, oder ältere Menschen, die etwas Neues probieren wollen. Und natürlich auch junge Menschen, die zum Beispiel Lust auf Veganes haben oder sich einfach fragen, „Wie mache ich eigentlich Lachs-Tacos?“

 

Und wie bist du bei der Auswahl der Rezepte vorgegangen?

Die modernen Rezepte, vor allem aus den Kategorien STREETFOOD-MARKT und RESTAURANT, entsprechen ziemlich genau dem, was ich für meine Familie und in meinem Restaurant zubereite oder für Caterings. Für die traditionelleren Gerichte, gerade im Bereich der deutschen Küche, bekam ich Inspiration von Freundinnen und Freunden. Ich liebe die deutsche Küche, aber ganz allein hätte ich das Zusammentragen und Schreiben der Rezepte nicht geschafft.

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Welche besondere Herausforderung bot das Projekt für dich?

Ich war jeden Tag glücklich mit diesem Projekt (lacht). In der Gastronomie verlernt man, sich hinzusetzen und konzentriert zu arbeiten. Das war also schon herausfordernd für mich – ich glaube, das letzte Mal, dass ich so viel geschrieben habe, war für meine Diplomarbeit

… Aber die Rezeptbox hat mir Mut gemacht, dass da noch mehr ist – es ist unglaublich, was man alles in sich hat, was sich niederschreiben lässt. Das hat großen Spaß gemacht.

 

Wie fühlt es sich für dich an, dass mit der Rezeptbox BÜCHERGILDE À LA CARTE nun viele Menschen deine kulinarischen Ideen und Einfälle zu sich nach Hause holen werden?

Ich freue mich darüber so unglaublich, bitte probiert nun alles aus: allein, zu zweit, zu viert, zu sechst, zu acht … Setzt euch an einen Tisch mit Freundinnen, Freunden und der Familie für ein gemeinsames „try and share“. Schmiedet Kochpläne und teilt miteinander. Kochen bedeutet für mich teilen, miteinander essen und teilen, was man hat – und ich teile meine Rezepte so gerne mit euch.

 

Danke für das Gespräch, Badia!

 

Die Fragen stellte Marie-Theres Stickel.


Die Autorin

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Badia Ouahi führt seit 2015 das Café und Restaurant BADIAS Kitchen in der SCHIRN Kunsthalle Frankfurt. Geboren in Frankfurt und aufgewachsen in Marokko. Durch ihre Leidenschaft fürs Kochen startete sie gastronomische Projekte in der Frankfurter Kulturszene. Ihre „Cuisine ohne Grenzen“ löst strikte Regeln auf und entfaltet sich zu einer kulinarisch eindrucksvollen Weltküche. Ihr geht es darum, unterschiedliche Küchen und Menschen zusammenzubringen – und um Genuss in guter Gesellschaft.

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Kurz gefragt

Dein Lieblingsrezept aus der Box?
Die Yalla Yalla-Muscheln

Wer bekommt eine Rezeptbox von dir geschenkt?
Meine „Mama“, meine Pflegemama.

Mit welchem Drink stößt du am liebsten an?
Das willst du nicht wissen … (lacht) Wodka muss auf jeden Fall dabei sein.

Mit wem möchtest du mal zusammen kochen?
Mit Phil Rosenthal oder Eyal Shani.

Was bedeutet das BADIAS für dich?
Ständige Veränderung.

Dein Lieblingsbuch?
Gerade ist es Nachmittage von Ferdinand von Schirach.


Der Illustrator

Anton Ohlow

Anton Ohlow, geboren 1990, arbeitet als Illustrator, Grafikdesigner und Visual Artist. 2022 schloss er sein Studium der Visuellen Kommunikation und Illustration an der Universität der Künste Berlin bei Henning Wagenbreth ab. Seine Arbeiten erschienen u.a. in PAGE und Jacobin Magazin oder in Publikationen für die Rosa Luxemburg Stiftung. Für die Büchergilde gestaltete er zuletzt das Buch Döner von Eberhard Seidel.

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Kurz gefragt

Kochst du gerne?
Ja! Nenn mir dein Bolognese-Rezept, und ich sag dir, wer du bist.

Wie war deine Herangehensweise?
Wenn die Kopfküche nicht ausreicht, erst mal selbst kochen.

Deine Lieblings-Kategorie der Box?
Im RESTAURANT konnte ich einen Brokkoli-Wald wachsen und Muscheln zusammen lachen lassen.

Wieso sind deine Speisen und Getränke so lebhaft?
Ich bringe mich beim Zeichnen gerne selbst zum Lachen. Da liegt es nahe, dass ein großes Cookie kleinere Cookies nascht.


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